Juliane Schader

Words don’t come easy

Ich weiß nicht genau, was und wie Jürgen Klinsmann es genau gemacht hat, aber eins weiß ich: Es war offensichtlich alles richtig.

Bis sich RTL mit dem abendlichen Viertelfinale am Samstag aus der WM-Berichterstattung verabschiedete, war Klinsmann dort Experte. Sein Job: Sich mit Florian König eine Reporterkabine teilen, und, falls gewünscht, freundlich in eine Kamera grinsen. Was Klinsmann dank der überdimensionalen Kopfhörer, die ihm offensichtlich ein ewig währender Quell der Freude waren, auch immer gelang.

Nicht im gebuchten Paket inbegriffen: Sprechen. Oder zumindest nicht mehr, als unbedingt nötig. Diesen Eindruck vermittelte zumindest besagtes Viertelfinale am Samstagabend, als Florian König sich einen Wolf quatsche, und Jürgen Klinsmann nach der Halbzeit eine Viertelstunde brauchte, um sich zumindest mal zu räuspern. Nachdem ihm der Kollege genervt und gepflegt den Ellenbogen in die Seite gerammt hatte, nehme ich an. „Mensch Jürgen, sag Du doch auch mal was!“ – „Du weißt doch, ich darf nicht so viel, ich werde hier nach Worten bezahlt.“

„Wie es meinem naturell (sic!) entspricht, will ich die Aufgabe offensiv angehen“, hatte Klinsi via RTL-Homepage zu Beginn der WM verkündet. Ach ja, sein offensives Naturell – wir erinnern uns. Auch daran.

Sein ängstlicher Blick, bevor die Tonne beim Reenactment explodiert, weist jedoch schon hin auf diese andere Seite Klinsmanns, die im schweigenden Genießen von Fußballgroßereignissen vor Ort und mit guter Sicht auf das Spielfeld besteht. Wenn ich mal davon ausgehen darf, dass man von der Reporterkabine aus ganz gut sehen kann.

Während sich sein Erzrivale Lothar Matthäus nur durch regelmäßige Wechsel der Ehefrauen im Gespräch zu halten vermag, hat es Klinsmann offensichtlich geschafft, nicht nur als Experte verkleidet nach Südafrika zu reisen und dort eine entspannte Zeit zu haben, sondern sich das ganze sogar bezahlen zu lassen. Vermutlich mit Schweigegeld.