Juliane Schader

Die längste PK der Welt

Die Pressestelle des Berliner Senats möchte unbedingt ins Guinness-Buch der Rekorde. Zumindest glaube ich das. Was sonst könnte einen motivieren, die Pressemeute zu einer zwölf Stunden langen Pressekonferenz zu laden, die auch noch nachts stattfindet und zudem ausgerechnet den Finanzsenator als einzigen Stargast präsentiert?

Klingt, als ob ich mir mal wieder Wahnwitzigkeiten ausgedacht hätte? Stimmt aber, wie hier nachzulesen ist.

Die Idee ist ja eigentlich ganz nett. Nicht 24, aber immerhin 12 Stunden Berlin, in denen man endlich erfahren kann, wie die BSR die Straßen reinigt, Container verladen werden und der Großmarkt öffnet. Aber möchte man wirklich um halb vier zusehen, wie Gastronomen auf die Suche nach unzermatschten Tomaten und frischem Sellerie gehen, nachdem man schon in der Einsatzleitzentrale „Charlottenburg-Nord“ der Berliner Feuerwehr zwei Stunden seines Lebens verloren hat? Nach der BSR-Tour, der Container-Sache und dem Blick hinter die Kulissen des Friedrichstadtpalastes, wo es zur angesetzten Besuchszeit 21.50 Uhr vermutlich nach Schweiß und sehr viel Old Spice riecht?

Ich fürchte, da kann mich selbst der angekündigte Nachtsnack nicht zum Mitmachen bewegen. Trotz meiner großen Begeisterung für des Journalisten liebstes Kind, das Gratisessen.

Aber vermutlich geht es bei der ganzen Aktion gar nicht um das Berliner Nachtleben, sondern nur um den Beweis, dass Finanzsenator Nußbaum rund um die Uhr für Berlin im Einsatz ist und zudem keinen Schlaf braucht. Anders kann ich mir auf jeden Fall nicht erklären, warum gerade er den nächtlichen PR-Marathon absolvieren muss und nicht etwa der Senator für Wirtschaft (Container! Großmarkt!), Sport (Kondition, anyone?) oder – Kultur (Friedrichstadtpalast!).

Womit wir endlich bei Klaus Wowereit, unserem Kultursenator wären. Denn wenn ich ehrlich bin – wenn ich jemals eine nächtliche Pressetour mitmachen möchte, dann doch mit ihm. Erst lekker Abendessen im Borchardt, gefolgt von einer Weinprobe in Gesellschaft von Udo Walz und Sabine Christiansen in der Paris Bar, später dann Shuttle-Service mit Limousinen zu einer In-Bar, die so szenig ist, dass wir sie jetzt noch nicht kennen. Und zum Abschluss Champagner für alle, nur echt aus den Pumps von Desirée Nick. Da wäre ich dabei. Aber zwölf Stunden mit parteilosen Sparfüchsen am Containerhafen abhängen? Liebe Kollegen, übernehmen Sie.