Es ist heiß, und ich weiß, dass dieser Zustand nicht dadurch erträglicher wird, dass man ihn aufschreibt. Aber vielleicht hilft es ja, einem der feinen Tipps zu folgen, die der Berliner Senat in dieser Woche unter die Leute bringt.
Beginnen wir mit Klaus Wowereit. Man glaubt immer, der Mann hat für so etwas wie Schwitzen gar keine Zeit, da er dringend noch Proseccoreste aus Desirée Nicks Schuhe schlürfen muss, aber nein – er wendet sich mit einem Apell an seine Berliner: „Ich bitte dennoch alle Mitbürgerinnen und Mitbürger, in ihrer Nachbarschaft oder im Freundeskreis ein wachsames Auge speziell auf ältere oder erkrankte Mitmenschen zu haben. Sie leiden unter der außerordentlichen Wärme mehr als Jüngere. Fragen Sie nach, bieten Sie Ihre Hilfe an – beim Einkaufen, bei kleineren Alltagstätigkeiten oder wo immer sonst solche Hilfe Sinn macht oder notwendig ist. Einmal zu oft geklingelt ist immer noch besser, als hinterher zu bedauern, dass man nicht tätig geworden ist.”
Die meisten werde sich jetzt wohl an der Vorstellung erfreuen, wie unser Wowi vor der Arbeit der netten Nachbarin drei Wasserkästen in den fünften Stock trägt und noch mal eben durchs Bad wischt („kleinere Alltagtätigkeiten“), bevor er ins Rote Rathaus düst. Ich dagegen muss daran denken, dass am Wochenende in einem Neuköllner Wohnhaus zwei Leichen entdeckt wurden, weil es „im Haus merkwürdig roch“. Die Hitze, hinterher bedauern… nein, da gehe ich lieber mal gleich bei den Nachbarn klingeln, denn, wie der Herr Bürgermeister sagt: „In derart ungewöhnlichen Situationen zeigt sich, dass der gesellschaftliche Zusammenhalt tatsächlich funktioniert.” Da will man natürlich nicht negativ auffallen, gerade in einer derart ungewöhnlichen Situation wie großer Hitze im Juli. Damit kann ja keiner rechnen.
Aber unser Bürgermeister ist nicht der einzige, der sich des Themas angenommen hat. Auch Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher hat erkannt: „Wir haben in diesen Tagen mit extremer Wärmebelastung zu kämpfen. Alle Menschen sind besonderen Belastungen ausgesetzt und sollten ihr Verhalten darauf einstellen.“ Womit sie wohl meint, dass man auf das Schleppen von Wasserkästen doch besser verzichtet, zumal man laut Frau Lompscher auch viel günstiger an Getränke kommen kann, denn: „das Berliner Leitungswasser hat eine gute Qualität und steht allen ohne Mühe zur Verfügung“. Das freut einen doch, zu hören – besonders natürlich, wenn man die Berliner Wasserbetriebe ist und damit teilprivatisiert und zum Teil RWE gehörend.
Aber malen wir den Teufel mal nicht an die Wand, denn selbst bei der Hitze schaffen es wohl 3,4 Millionen Berliner kaum, den Wasserverbrauch der Stadt signifikant durch Trinken zu erhöhen. Wie der Fall läge, wenn Prosecco aus der Leitung flösse, klären wir dann mit Herrn Wowereit das nächste Mal.