Kennen Sie Canon? Den Spiegelreflex-Marktführer und Entdecker völlig neuer Technologien in den Bereichen Autofokus und Blitztechnik? Den Erfinder der Profikameras 1DX und 5D MarkIII, die so großartig sind, dass sie lange Bückware waren? Machen Sie sich keine Sorgen: Ich kannte zwar Canon, aber diese zahlreichen Details bis vor fünf Minuten auch noch nicht. Doch dann traf der neue Veranstaltungshinweis vom Berliner DJV ein. Und damit herzlich willkommen zu einem neuen Teil unserer beliebten Serie: DJV, Dein verlässlicher Trenner zwischen Redaktion und Anzeigen.
Es ist nämlich so: Diese neuen Kameras von Canon sind technisch so innovativ, dass der handelsübliche Fotograf damit heillos überfordert ist. Oder, wie der Fachausschuss Bild des Verbandes, den wir so lieben, es formuliert: „Wer sie ergattern konnte, bemerkte, dass hier ein echter Schulungsbedarf erforderlich ist, um die teils technologisch enormen Verbesserungen zu verstehen und zu bedienen.“
Zum Glück kann man das Problem, ist er erst erkannt, leicht beheben: Man bietet einfache eine Schulung an mit jemandem, der sich mit Canon auskennt. Und angesichts der wohlwollenden Worte über den Kamerahersteller – erwähnte ich schon dessen Namen? – ahnt der gewiefte Leser vermutlich schon, wer das übernehmen könnte: Ganz recht, der Betreuer des Canon Professional Service, übrigens selbst gerade ganz frisch geschult auf den Wundermaschinen in Japan. Er kann es in der nächsten Woche, ich zitiere, „ermöglichen (…), sein neues Wissen mit uns zu teilen.“
So eine nette Geste! Und dann ist der Vortrag auch noch umsonst! Ich bin gerührt und begeistert und fasse zusammen: Canon hat so komplizierte neue Kameras gebaut, dass selbst Profifotografen sie nicht mehr zu bedienen wissen. Statt sich dessen zu schämen und Youtube-Tutorials zu drehen, besteigt das Unternehmen ein gemeinsames Boot mit unserem unabhängigen Verband, der daraufhin in seinen Räumen nicht nur eine Canon-Werbeveranstaltung schmeißt, sondern auch gleich noch einen Werbemail an alle Mitglieder versendet. Großes Tennis, aber natürlich hat der DJV sich da nichts vorzuwerfen. In Kürze, so heißt es im PS, plane der Verband eine ähnliche Veranstaltung für Kunden der Firma Nikon.
23. Mai 2013
Ich verstehe das Rumhacken auf dem DJV in dieser Hinsicht nicht. Zum einen ist die Canon 5D Mark III keine Bückware, sondern eine wirkliche Profikamera, die mit einer Basisausstattung an Objektiven auf gleichem Niveau gut und gerne mal 7000 Euro und mehr kostet. Dass die nicht im Quengelregal an der Mediamarkt-Kasse liegt, sollte klar sein.
Als überzeugtes DJV-Mitglied finde ich es aber viel schlimmer, den DJV dafür zu verurteilen, dass er eine Schulung für das Modell anbietet – und das auch noch kostenlos. Dass die Schulung von einem Canon-Mitarbeiter gemacht wird, ist doch bei einer ganz neuen Kamera kein Wunder. Einem Lufthansa-Piloten stellt man ja auch keinen neuen Airbus hin und sagt „Hier – probier mal“. Wenn dann auch noch eine kostenlose Schulung für Nikon angeboten wird, ist der komplette Markt doch abgedeckt und keinerlei Vorteilsnahme erkennbar. Denn das sind die einzigen beiden Hersteller solcher High-End Kameras für absolute Profifotografen.
Da geht es ja nicht um den freien Mitarbeiter, der auf Terminen beim Hasenzüchterverein auch noch knipsen muss. Mit solchen Kameras wird richtig professionell gearbeitet. Und wer sich mal ansatzweise mit digitaler Spiegelreflexfotografie beschäftigt hat, weiß, wie kompliziert das ist. Das fängt schon bei den einfachen Nikon Dx000-Modellen oder den EOS-Kameras von Canon an. Einfach auf „Auto“ stellen und abdrücken kann jeder. So sieht es dann aber auch hinterher aus. Von daher kann ich eine kostenlose technische Schulung seitens des DJV nur begrüßen.
23. Mai 2013
@moki
Einwand akzeptiert. Die euphorischen Worte, die in der Einladung über Canon verloren wurden, finde ich aber weiterhin seltsam.