Wie so viele der freundlichen Menschen aus diesem Internet war ich in der vergangenen Woche auf der Republica. Da, wie gesagt, dankenswerter Weise die meisten Internetmenschen selbst da waren bzw. für die wenigen, die es verpasst haben, bereits ihre Erkenntnisse zusammengebloggt haben, kann ich nun von etwas völlig anderem berichten.
Gestern Abend war ich bei einer Podiumsdiskussion in Pankow, bei der die Direktkandidaten für die Bundestagswahl ins Gespräch kommen sollten. Wie es meine Art ist, war ich ein wenig vor Beginn der Veranstaltung da, und so bot sich Gelegenheit für folgenden kurzen Plausch mit einem älteren Herrn, den ich hier gerne festhalten möchte.
Der alte Mann: „Warum stehen da denn sechs Stühle? So viele Parteien gibt es doch gar nicht.“
Und ich: „Doch doch: SPD, CDU, Linke, Grüne, FDP und Piraten.“
„Piraten? Ach ja, die mit den E-Mails.“
„Ähm, ja, die mit dem…Internet.“
„Ach, das ist doch alles Quatsch, das mit dem Internet. Das macht uns doch blöde! So ein dummes Zeug, ich weiß nicht, wo das mit unserer Gesellschaft noch hinführen soll, wenn sich das durchsetzt.“
„Und warum glauben Sie, dass das Internet dumm macht? Da stehen doch total viele Informationen drin! Früher musste man sich einen Brockhaus kaufen, das konnte sich auch nicht jeder leisten, heute…“
„Na gut. Aber dick macht es! Die Kinder von heute, die sitzen den ganzen Tag davor, auch nachts, wenn die Eltern schlafen. Die gehen gar nicht mehr raus, das sagt eine Studie, das habe ich in der Zeitung gelesen.“
An dieser Stelle wusste ich bereits, das ich verloren hatte, denn ich war mir ziemlich sicher, dass es keinen Mangel an derartigen Studienergebnissen gäbe sowie genug willige Printprodukte, diese abzudrucken. Doch wer gibt schon auf, wenn es die Ehre des Internets zu retten gilt? Ich versuchte es mit der ältesten aller Taktiken: Dem Ablenkungsmanöver.
„Ach, da gibt es doch viele Gründe für, dass Kinder dick werden. Aber waren Sie denn selbst schon mal im Internet?
„Na klar, ich regel da so wichtigen Kram.“
„Na sehen Sie, hat das Internet doch was Gutes.“
„Und Sie? Machen Sie Sport?
„Äh, ja… Ich gehe regelmäßig ins Internet und mache trotzdem Sport!“
„Nee, das ist falschherum: Sie machen Sport und gehen trotzdem ins Internet.“
Leider endete unser Gespräch aufgrund des eigentlichen Anlasses für unser Zusammentreffen dann plötzlich. So konnten wir uns nicht weiter austauschen, so von Filterbubble zu Filterbubble. Und ich ihm nicht mehr vorflunkern, dass mein Sport Pilates sei. Wobei er sicher gelesen hätte, dass man davon Gicht bekommt. Woraufhin ich entgegnet hätte, das verwechsele er sicher mit Yoga und beim Fußball könne man sich auch ein Bein brechen. Helge Schneider wäre stolz gewesen. Doch so weit kam es dann leider nicht mehr.