Juliane Schader

Linving next door to Muck (the small one)

Meine WG hat einen neuen Mitbewohner. Der ist Franzose, was mich hoffend macht, dass er diesen Post niemals lesen möge.

Der Franzose ist ganz nett, da kann man nichts sagen. Er bringt den Müll weg, braucht kaum Platz im Bad und beschwert sich nicht, wenn ich mich illegaler Weise an seinem Nutella bediene. Aber seitdem sein einst in der Aschewolke verschwundenes Gepäck wieder aufgetaucht ist, haben wir uns einfach nichts mehr zu sagen. Oder besser: Ich habe ihm nichts zu sagen. Er mir dagegen sehr viel. Über Yogaschulen, die er am 1. Mai während der Nazidemo auf der Schönhauser Allee zu suchen für eine gute Idee hielt. Über Meditation. Über positive Energien durch grünen Tee. Und das ganze vor dem ersten Kaffee, obwohl ich ihm beigebracht habe, dass Kommunikation von meiner Seite aus dann nicht möglich ist.

Der Franzose macht ein Praktikum in Berlin und kennt sonst niemanden hier, was mir ja auch sehr leid tut. Doch möchte ich einfach nicht meine Freizeit mit jemandem verbringen, der das Outfit des kleinen Mucks für stilistisch nachahmenswert hält und dessen Begrüßungsformel „Was machst Du heute?“ lautet. Denn es macht mir ein schlechtes Gewissen, wenn ich innerlich antworte mit „Sicherlich nichts mit Dir.“

Wenn es um Erfahrungen mit seltsamen Mitbewohnern geht, habe ich einiges zu bieten. Einst lebte mit uns eine Dame, die sich ausschließlich von fettfreiem Joghurt und Süßstoff zu ernähren versuchte, was natürlich nicht funktionierte. Ihre regelmäßig auftretenden Hungerschübe stillte sie mit Honig aus meinem Bestand. Kompletten Gläsern an Honig, wohlgemerkt, was sie natürlich abstritt, denn wie sagte einst Izzy Stevens? „Ich esse gerne heimlich Butter, denn ich glaube fest, wenn es niemand sieht, macht es nicht dick.“

Unvergesslich auch der Pekinger Mitbewohner, der lange Zeit alleine die WG bewohnt und sich gegen seine Einsamkeit eine kleine Armada an Kakerlaken zugelegt hatte. Sie lebten in einer perfekten Symbiose zusammen, bis weitere Menschen zuzogen und den Kammerjäger bestellten. Bald darauf zog auch der Mitbewohner aus; er hat den Verlust wohl nicht verwunden.

Ebenfalls gerne erzählt wird die Geschichte vom Reisabgießer, den einst eine weitere Mitbewohnerin von mir für in der Küche unverzichtbar hielt. Meine Mutter hatte mir zwar beigebracht, wie man Reis so zubereitet, dass man ihn gar nicht abgießen muss. Aber eigentlich kann ein gut sortierter Haushalt so ein Sieb schon verkraften.

Zum Glück, und nun kommen wir in die Anschleim-Phase, waren und sind der Großteil meiner Mitbewohner ganz großartig. Eine WG, in der die Mitbewohner während des Castings beginnen, Spagetti in Äpfel zu stecken, muss man schließlich lieben. Ebenso wie Menschen, die sich bereit erklären, das WG-Fest mit Trash-TV-Motto zu veranstalten und selbst als Bauer Mike daran teilnehmen. Oder Mitbewohnerinnen, mit denen man sich der logistischen Herausforderung stellt, sämtliche Folgen der Gilmore Girls aufzuzeichnen. Auf VHS.

Die muss man alle einfach verehren. Und den anderen dankbar sein, dass sie so feinen Blogstoff liefern.

  1. 7. Mai 2010

    wochende ist eine super kurzform von wochenende
    daraus zu machen:
    wochende ist kurzvom wochende

  2. 2. Juni 2010

    Ich bin froh, dass endlich wieder geflogen wird. Durch die ganze Sache wurde ja mittlerweile genug Schaden angerichtet und viele Urlauber mussten darunter leiden. Zumindest die Umweltaktivisten haben sich darüber gefreut, denn die haben sich ja schon lange einen Tag gewünscht, an dem nicht geflogen wird. Das es nun gleich mehrere Tage werden, hat wohl keiner erwartet. Aber man muss es auch prositiv sehen, immerhin haben wir damit unserer Umwelt einen großen Gefallen getan.