Juliane Schader

Ich soll Sie schön grüßen

Mir ist etwas Lustiges passiert. Gestern um diese Zeit habe ich meine neu entdeckte Liebe zu Kaiserschmarrn öffentlich gemacht und über Twitter schamlos selbst beworben, wie es sich für eine freie Journalistin gehört. Keine 24 Stunden später hatte ich viele neue Follower und das Gefühl, ab jetzt nur noch absurde Sachen erleben und sie noch lustiger aufschreiben zu müssen, um die in mich gesetzten Erwartungen nicht zu enttäuschen. Denn Follower sind die neuen Eislaufmütter.

Also zog ich aus, um Absurditäten zu erleben – und traf, wie es im Prenzlauer Berg üblich ist, nur auf Kinder in mikroskopisch kleinen Barbourjacken und ihre Mütter, die es für angebracht halten, den Nachwuchs in Bürostuhl-gleichen Kinderwagen im Gegenwert eines Kleinwagens in das Kindercafé um die Ecke zu schieben. Und dort gesehen zu werden. Darüber zu schreiben ist in etwa so lustig wie Glossen über Natasha, die per Spam Geld für kranken Verwandte erbittet.

Doch zum Glück wartete auf mich zu Hause die Pressemitteilung aus dem Hause UFA, mit der man mich auf die Volljährigkeit von GZSZ aufmerksam machen wollte. Mit vielen interessanten Infos über die großen Stars, deren Karriere ihren Beginn in der Soap nahm („Wer erinnert sich nicht an Rainer Meifert, Tokessa Möller-Martinius und Julian Scheunemann.“), Hintergrundwissen – und einem Grußwort von Philipp Rösler. Das ich niemandem vorenthalten möchte:

Denn wer erinnert sich nicht daran, wie GZSZ sich immer wieder mit wichtigen Gesundheitsthemen beschäftigt hat? Man denke nur an Emilys Drogensucht, Leons Sturz mit angeschlossenem Leben im Rollstuhl, Tims Tablettensucht, Sandras Kaufsucht, diverse mysteriös auftretende und genauso mysteriös wieder verschwindene Schwangerschaften, oder wie John einst Julia ins Knie schoss und damit ihre Sportkarriere beendete? Ja, da ist so ein Grußwort vom Gesundheitsminister wirklich naheliegend.

Zumal das Verfassen von Grußworten zu Philipp Röslers Hobbys zu gehören scheint. Damit ist er vermutlich unter Politikern keine Ausnahme, aber für den Laien ist es schon spannend, wie man sich für Veranstaltungen mit klingenden Namen wie Vietnam by Night ebenso begeistern kann wie für die Niederelbe Classics oder den Brokser Heiratsmarkt. Leider muss ich zugeben, dass die beiden letzten Kusiositäten noch aus Röslers Zeiten als Wirtschafsminister von Niedersachsen stammen, aber ein Satz wie „Es ist mir eine große Ehre, der Heiratsvermittler des diesjährigen Festes sein zu dürfen“ passt einfach zu schön zum Engagement einer Soap in der Gesundheitsaufklärung.

Natürlich war mein erster Impuls, bei Herrn Rösler ein Grußwort für dieses Blog anzufragen, schließlich leistet es einen großen Beitrag zum deutschen Gesundheitssystem  – den man sich sicher aus „Lachen ist gesund“ und „Lesen bildet“, mens sana in corpore sana und Gedöns selbst stricken könnte. Aber man muss der FDP ja nicht mehr Plattformen bieten, als sie ohnehin schon hat, und außerdem sprach ich dieser Anfrage in etwa die gleiche Erfolgsaussicht zu wie einst meiner Bewerbung als Nachfolgerin von Sabine Christiansen. Der NDR hat nie geantwortet. Dabei hatte ich sogar angeboten, eine Nachschulung als Stewardess zu besuchen. Also habe ich mir die Arbeit gespart; Kräfte einteilen ist sicher auch im Sinne der Gesundheit. Womit ich für heute schließen möchte. Oder, wie Philipp Rösler sagen würde: „Ich bin sicher, dass der Brokser Heiratsmarkt auch in diesem Jahr wieder ein voller Erfolg wird und wünsche den zahlreichen Besuchern viele vergnügte und abwechslungsreiche Stunden.“