Juliane Schader

Go Green

Viele Menschen gehen auf die Grüne Woche, weil Sie sich für Landwirtschaft, Ernährung oder einfach nur kostenloses Essen interessieren. Ich nicht. Ich war nur da, weil ich Bedarf an einem Ausflug in eine Parallelwelt hatte und eine Reise nach Aserbaidschan mir dafür zu aufwendig erschien.

Die Grüne Woche eine Parallelwelt, und das mitten in Berlin? Fünf Beweisstücke:

  1. Hausfrauen aus der Uckermark tanzen in Kik-Leggins und Badeanzügen ein selbst erarbeitete Choreografie zu Musical-Nummern auf der Bühne von Antenne Brandenburg. Aus Ermangelung an Bar-Hockern nutzen sie Plaste-Klappstühle als Requisiten.
  2. Stau vor dem Damenklo. Einmal nicht wegen des großen Andrangs, sondern einfach deshalb, weil die Reifröcke der Erntekönigin und der Weinkönigin sich nicht so gut mit denen der Apfel- und der Korn-Königin vertragen.
  3. Dogdancing. Menschen in Fantasieuniformen schleppen ihre Hunde über ein mit billigem Kunstrasen ausgelegtes Forum, dazu läuft 90er-Kirmesmusik. Die Hundebesitzer wiegen sich in etwas, was sie für Takt halten, die Hunde zucken epileptisch und laufen verschreckt im Zickzack, was versehentlich als Tanzen interpretiert werden könnte.
  4. Am Stand der Berliner Bäckerinnung gibt es wohlschmeckende Brötchen.
  5. Der Netto mit Hund, dessen Produkte man eigentlich alle als aus dem Chemiebaukasten kommend vermuten würde, betreibt nicht nur einen eigenen Stand. Er dekoriert ihn auch mit seinem Logo, dem Hund Scotty. In Autoform:

Das Gemüse im Hintergrund ist selbstredend nur aufgemalt.