Juliane Schader

Von abhängigen Experten empfohlen

Wenn man mit etwas gar nichts falsch machen kann, dann sind es wohl Servicethemen. Hat man sich vermutlich bei unser aller Lieblingssendung RTL aktuell gedacht, als man in der gestrigen Ausgabe über die großartige Innovation des Online-Shoppings berichtete. Weihnachtsgeschenke kaufen, ohne vor die Tür zu müssen, was kann man sich in Zeiten wie diesen, in denen Menschen mit Nägeln gefüllte Rucksäcke für ein adäquates Mitbringsel zum Geschenkemarathon halten, schon Besseres wünschen?

Also in diesem Jahr alles online, „schließlich lässt sich im Netz schnell der günstigste Anbieter suchen, etwa auf solchen Preisvergleichsseiten“, meint RTL, und verweist dazu auf: Günstiger.de.

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Doch damit ist es natürlich nicht getan, selbst RTL weiß mittlerweile, dass der Zuschauer nur glaubt, was ihm darüber hinaus noch ein Experte bestätigt – hier im Bild:

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Und ich frage mich noch, wie man eigentlich Online-Preis-Experte wird, da fällt mir plötzlich ein, dass ich den Namen doch irgendwoher kenne, und ganz recht, danke an kress.de, Herr Rudeloff ist nicht nur Experte, sondern auch Leiter der Kommunikationsabteilung, man ahnt es bereits, bei günstiger.de.

Es bleibt alles in der Familie.

Der unabhängige Experte darf dann noch sagen, wie großartig das Online-Shopping sei und von den Vorteilen des 14-Tage-Rückgaberechts schwärmen, nach dem man das Bestellte zurückschicken könne und dennoch das volle Geld erstattet bekäme. „Im Einzelhandel ist das ein bisschen schwieriger“, sagt er. Wie genau er schwierig definiert, sagt er aber nicht.

Ich nehme an, bei Günstiger.de sieht man das Problem weniger darin, dass man zum Umtausch im Einzelhandel das Haus verlassen, sondern dass man darüber hinaus auch kurzfristig aus dem Internet gehen muss. Das hat man schließlich für den Beitrag schon Herrn Rudeloff zugemutet, vermutlich, weil in den Büroräumen von günstiger.de kein angemessen bestücktes Bücherregal zur Verfügung stand, wie es sich etwa Jo Groebel dauerhaft an den Rücken montieren ließ.

Ich wünschte, die Servicekräfte von RTL aktuell hätten wenigstens vom ZDF Sportstudio gelernt, dass man versteckte Werbebotschaften hervorragend kennzeichnen kann, indem man Menschen eine Markenplakette auf den Hemdkragen klebt. Dafür kann dann ruhig auch ein wenig Geld in die Recherchekasse fließen; ein kurzer Hinweis zu Anfang, dass diese Sendungen von Produktplatzierungen unterstützt wurde, sollte reichen. Und im Abspann erfahren wir dann, dass uns diese Sendung präsentiert wurde von Gazprom und einem geheimen Spender, dessen Namen jedoch aktuell durch ein Ehrenwort geschützt sei – das wäre wirklich mal guter Service.

So bleibt nur Wüste.

  1. 10. Januar 2011

    Sorry, aber ich lese diesen Blog durch eine Empfehlung des BILD-Blogs heute zum ersten Mal und das ist schon der zweite Artikel von Vieren der mir nicht gefällt. Schlechter Schnitt.

    Hast du eine Aversion gegen RTL Aktuell oder versuchst du einfach nur Negatives zu finden wo man keins suchen muss?

    Ok, sie haben guenstiger.de als Beispiel genommen. Und? Ist angeblich 2010 der größte der Preisvergleichsuchmaschinen.

    Ok, RTL hat einen Mitarbeiter von guenstiger.de interviewt. Na und? Sie machen keine Werbung für guenstiger.de. Die ARD oder N-TV hätten gesagt „Unser Experte von guenstiger.de“ RTL nennt nur einen Namen, ohne „Schleichwerbung“.

    Und was so kritisch an der Aussage des „Experten“ ist weiss ich auch nicht. Sorry, vielleicht weisst du das nicht aber alles was er gesagt hat war 100%ig korrekt. Und falls dir das noch nicht aufgefallen ist, die Nachrichtensendung geht nur 15min. Da kann man nicht für keden Satz eine Quelle nennen.

    Aber damit du beruhigt ist, was im Einzelhandel schwieriger ist beschreibt ein Urteil des BGH nochmal sehr gut.
    http://www.lawblog.de/index.php/archives/2010/11/03/geld-zuruck-furs-wasserbett/

    Oder kannst du im Einzelhandel ALLES zurückgeben, benutzt oder nicht?

  2. 11. Januar 2011

    Ich sehe bei dem Vorgehen von RTL sehrwohl ein Problem, da es mir (OK, bin Laie, hab aber dennoch eine Meinung) doch befremdlich erscheint, wenn ein „Experte“ über nur einen Anbieter spricht, bei diesem arbeitet und dies nicht aufgedeckt wird, was per Einblendung trivial möglich gewesen wäre.

  3. 27. Januar 2011

    Wie geil! Zu DAMerrick: Ich gehe seit 10 Jahren ins selbe Restaurant, weil es mir in einem Restaurantführer empfohlen wurde. Geschmeckt hat es mir bis jetzt fast nie. *lol* *rofl*
    Und warum gibt es da immer nur chinesisch? Ich würde Mr. Ling gerne mal auch was deutsches kochen sehen.
    *tutmirleidichkannnichtmehr*