Juliane Schader

Ein Skilift auf den Prenzlauer Berg. #wasfehlt

Ich persönlich finde es ja äußerst praktisch. Dass sich meine Mitmenschen in Zeiten des Wintereinbruchs so kollektiv uniformiert in Produkten der Firma Northface zeigen. Schließlich entsteht durch einheitliche Kleidung so ein schönes Zusammengehörigkeitsgefühl, und zudem glaubt man ständig, an der dunklen Jacke mit hellem Fellrand und markanter Beschriftung auf dem Schulterblatt einen Bekannten zu erkennen. Außer natürlich, jemand gehört zum Team Jack Wolfskin.

Es ist noch nicht allzu lange her, dass ich mich über die Touristen lustig machte, die mit Wanderschuhen und den ach so praktischen Hosen mit den längenverstellbaren Beinen am Hackeschen Markt standen, weil sie offensichtlich die Wörter „Großstadtdschungel“ und „Trabbisafari“ in den falschen Hals bekommen hatten. Doch mittlerweile ist der Kleidungsstil nach dem Modell Amundsen in der Mitte des Gesellschaft angekommen, wenn man denn die praktisch veranlagten Eltern des Prenzlauer Bergs als solche bezeichnen mag.

Bei der derzeitigen Wetterlage kann man ihnen das noch nicht einmal vorwerfen, schließlich gilt es nun wieder jeden Tag auf dem Weg ins Café Liebling zur Arbeit Schneeverwehungen zu umschiffen und sich dabei zu fragen, warum immer noch niemand die Marktlücke namens Streusalz to go geschlossen hat. Eigentlich kann es sich nur noch um Stunden handeln, bis sich die erste Bürgerinitiative gründet, die die Errichtung eines Sessellifts auf den Prenzlauer Berg fordert. Und das Bezirksamts die Parkraumgebühr für Schlitten einführt.

Diese sind nämlich derzeit nicht nur das am weitesten verbreitete, sondern auch das einzig mögliche Fortbewegungsmittel. Was auch daran zu erkennen ist, dass an Fahrradständern und Laternenmasten derzeit statt Rädern Schlitten angeschlossen werden. Sobald die Gastronomen endlich ihre Lieferung an Abstellgerüsten für Skier aus Kitzbühel erhalten haben, werden sich sicher noch Langlaufski dazugesellen.

Auch das soll mir recht sein, so lange man bei der Umwandlung meines Kiezes in ein Skigebiet vor der letzten Konsequenz zurückschreckt und die After-Work-Aktivitäten in Apès-Ski umbenennt. Spott von Rainald Grebe kann ich gut ertragen. DJ Ötzi nicht.