Lokaljournalismus ist auch nicht mehr das, was er mal war. Früher fuhr man noch selbst zum Firmenjubiläum der Metzgerei und probierte die leckere Blutwurst persönlich – natürlich ohne dabei den rein journalistisch-objektiven Ansatz für den Artikel aus dem Auge zu verlieren. Heute geht man einfach auf berlin.de.
Egal ob kleine Anfragen der Pankower Grünen zur Vorschuluntersuchung, die neuesten Pläne für Kiezspaziergänge mit Herrn Wowereit oder die Hintergründe zur Parkraumbewirtschaftung, unter „Politik und Verwaltung“ ist dort alles schön praktisch herunterladbar als PDF hinterlegt.
Auch die Öffnungszeiten der Bürgerämter („Bürgerservice“), historische Hintergründe („Die Hauptstadt“) und ein ausführlicher Veranstaltungskalender („Kultur & Tickets“) stehen zur Verfügung. Sowie, bis heute von mir schändlich unbeachtet, alles rund um den schönen Unterpunkt „Themen“.
Nun ist bei einer Stadt wie Berlin als relevantes Thema ja so ziemlich alles denkbar. Der Mauer, Harald Juhnke sowie der Hundesalon-Beteiligung von Sabine Christiansen sei Dank. Aber das hätte ich jetzt doch nicht erwartet:
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Besonders schön finde ich schon auf der Startseite den Hinweis „Lesen Sie auch: Liebe im Büro, Harmonie im Pärchen- und Familienurlaub, Wenn die Lust weg ist….“. Sowie den Service mit dem Tageshoroskop und den Link zu einer Website zum „Chatten und Flirten“, bei der man sich bei näherem Hinsehen vor allem eine E-Mailadresse @berlin.de kaufen kann.
Ebenfalls beachtenswert finde ich den Unterpunkt „Auto & Motor“, wo man nicht nur alles rund um die Umweltzone sowie die KFZ-Ämter erfährt, sondern auch durch ihre Objektivität bestechende Fahrberichte vorfindet: „Fort Grand C-Max: Minivan mit markanter Eleganz“, „VW Sharan: Zurück auf die Spitzenposition“, „Audi A1: Kleinwagen der Extraklasse“ – da hat der Autojournalismus doch endlich seinen Meister gefunden.
In Form der BerlinOnline Stadtportal GmbH & Co. KG, laut Website ein Gemeinschaftsunternehmen der BV Deutsche Zeitungsholding, der Landesbank Berlin AG und der Berliner Volksbank, dem das Land Berlin alle die Verwaltung betreffenden Inhalte zuliefert. Ein Joint Venture, was Schule machen sollte, wie ich finde.
So könnte die Seite des Verteidigungsministeriums durchaus eine Kooperation mit Toys“R“Us vertragen, der BND eine Zusammerarbeit mit Facebook, und wann werden wir endlich unter guido-westerwelle.de über die Möglichkeiten, eine Toefl-Test zu machen, informiert?
Es gibt viel zu tun, liebes Deutschland: Be Berlin.