Juliane Schader

Kava s mlijekom. Das war Kroatisch

Man hat mir beigebracht, dass ich für jeden Text eine These brauche. Die für den heutigen lautet: Kroatien ist das Mallorca der Menschen ohne Sky-Abo. Was ich belegen möchte mit den Ergebnissen einer Umfrage, die vielleicht nicht repräsentativ ist, dafür aber in einem erwählten Kreis durchgeführt wurde, den ich mein soziales Umfeld nenne – eine gängige journalistische Praxis, auf der so ziemlich jeder Artikel beruht, der mit „Immer mehr“ beginnt.

Alles begann damit, dass ich selbst ganz gerne Urlaub machen wollte. Auf der Suche nach einem adäquaten Urlaubsziel, das nicht gleich eine interkontinetale Aussteigerreise erforderte, für die ich bei mir selbst ein Sabbatical beantragen müsste, befragte ich Menschen, die mir über den Weg liefen. Deren Antwort lautete unabhängig davon, ob ich mich nach den eigenen Reisezielen oder Vorschlägen nach Urlaubsoptionen in Europa erkundigte, stets gleich: Kroatien.

Die eine Freundin reist mit Freund zu einer zehntägigen Segeltour dahin. Die andere mietet ein Ferienhaus. Der nächste kennt Menschen, die dort ein Ferienhaus besitzen, und beim Vierten sind die Besitzer des Ferienhauses die Eltern der Freundin. Die Schwester reist mit dem eigenen Bulli nach Kroatien, obwohl dieser maximal 90 km/h, dafür aber 140 Dezibel schafft, weil Freunde erzählt haben, dass es da so schön sein soll. Und die Frau, die beim Friseur neben mir saß, schätzt schon seit Jahren die kroatischen Getränkepreise.

Anzahl der Befragten die in diesem Jahr nach Kroatien fahren: 13

Anzahl der Befragten, die Kroatien empfehlen: Alle (gefühlt 3434)

Anzahl der Frager, die sich daraufhin entschlossen, einen Flug nach Portugal zu buchen: 1

Man soll mich nicht falsch verstehen – ich habe nichts gegen Kroatien. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es dort ganz schön ist: Meer, Strand, noch ein bisschen ostig, gutes Wetter, eine unverständliche Sprache – das kann sicher nett sein für ein paar Wochen im Sommer. Und was kann man schon haben gegen ein Land, das seine Inseln Krk, Pag und Rab nennt?

Aber möchte ich wirklich dort Urlaub machen, wo offensichtlich der halbe Prenzlauer Berg abhängt, früh morgens seine Liegen mit Lätzchen markiert und abends Krawall macht, weil es nicht genug Stellplätze für Laufräder gibt? Ich glaube nicht. Was nicht heißen soll, dass ich meine Freunde nicht gerne auch im Urlaub anträfe. Aber dazu noch deren Freunde und wieder deren Freunde und von denen die Bekannten – da könnte ich mir die weite Reise doch sparen, am Helmholtzplatz ein Planschbecken aufstellen, die Füße reinhängen und ein Banana-Split essen. Womit dieser Text endet, wie es sich gehört: Mit einem lauen Witzchen.