Juliane Schader

Netzwerk, Dein Name sei random

Eigentlich wollte ich an dieser Stelle einen Text über das Netzwerk Recherche schreiben. Das ist eine Gruppe von Journalisten, die sich einmal im Jahr zu ihrer Jahreshauptversammlung Jahrestagung im Feuerwehrgerätehaus auf dem Gelände des NDR in Hamburg treffen, um sich daran zu erfreuen, dass der Journalismus aktuell massive Probleme der unterschiedlichsten Art hat, man selbst jedoch weder davon betroffen noch schuld daran ist.

Ich selbst fahre immer wieder gerne dahin, weil man an der U-Bahn-Station Hagenbecks Tierpark aussteigen darf, es kostenlosen Kaffee gibt und man nur dort zu sehen bekommt, wie ein Journalistennetzwerk immer wieder Klaus „Sie können gerne schreiben, dass ich lüge, aber verbieten können Sie es mir nicht“ Kocks eine Plattform bietet. Die er stets zu nutzen weiß, um sich mit journalistischer Naivität (Natürlich lügt PR, dafür wird sie bezahlt. Es ist ihr Job, die Wahrheit dennoch herauszufinden) und der vorgeschobenen Empörung des jeweils anwesenden Vertreters des Deutschen Rats für PR zu unterhalten (Nein, wir lügen natürlich nicht, das macht nur Herr Kocks, deshalb ist er auch aus sämtliche PR-Berufsverbänden rausgeflogen).

Nun war aber in diesem Jahr bei über 30 Grad nicht nur das Angebot mit dem Kaffee wenig verlockend, sondern auch sonst gibt es wenig zu erzählen. Wenn man mal absieht von der bahnbrechenden Erkenntnis, dass der Herr Waz-Chefredakteur Reitz tatsächlich schon mal einen Mitarbeiter über Tarif bezahlt hat. Was keine gute Idee war, da er sich nach dem Versuch, nach zwei Jahren dessen Gehalt wieder runterzustufen, vor Gericht wiederfand, wo man ihn zwang, auch weiterhin mehr zu zahlen, obwohl Reitz die Leistung des Mitarbeiters nun nicht mehr als überdurchschnittlich entlohnenswert empfand. Was ihn sehr ärgerte und dazu brachte, so etwas nie wieder zu tun. Was gut war, sonst hätte die Waz vermutlich nicht so leicht die fünf Millionen gehabt, die sie in die „Woche“ des Herrn Austs steckte und damit zeitgleich verbrannte.

Aber darüber hinaus? Weiß ich nun nur, dass Journalistenschüler gerne Handyfotos von ihren Stars machen, dafür aber Flattr nicht kennen, Jo Groebel als Testimonial eines Limousinenservices herhält und es auf dem Gelände des NDRs einen eigenen Friseur gibt. Was nicht nur erklärt, warum sich Ina Müller und Julia Westlake eine Frisur teilen, sondern mich auch wünschen lässt, niemals dort angestellt zu werden. Merke: Arbeite niemals für ein Unternehmen, das die Versorgung mit Waren und Dienstleistungen des primären Bedarfs auf dem Werksgelände anbietet. Deine Arbeitszeiten werden dafür sorgen, dass Du sie auch dort in Anspruch nehmen musst.

Worte, mit denen ich dieses Nicht-Fazit beenden möchte. Immerhin wohnte ich in diesem Jahr nicht einem Trucker-Hotel, und die Klimaanlage des ICE machte erst kurz vor Berlin schlapp. Immerhin.

  1. 12. Juli 2010

    Dass in einer Fernseh-Anstalt mit 24-Stunden-Vollprogramm nicht nur von neun bis fünf gearbeitet wird, finde ich jetzt nicht so überraschend. 😉