Juliane Schader

Meine Fernsehstube heißt Döneria

Seit Tagen beschäftige ich mich mit der Frage, womit man eigentlich einen Döner füllen muss, damit er nur zwei Euro kostet und dennoch genug Gewinn für den Erwerb eines überdimensionalen Flachbildfernsehers abwirft? Ich fürchte, es hat etwas mit Holzwolle zu tun und rate daher ab vom Verzehr von Fastfoodgerichten bei Imbissen mit angeschlossenem Technikimperium, was zurzeit einem kompletten Verzicht auf solche Speisen entsprechen dürfte.

In welche Bredouille einen der unbedingte Wunsch nach einem Plasma-TV bringen kann, wissen wir spätestens, seitdem Peter Zwegat die Familie Ülüglü besuchte. Dort wurden so lange Plastiktüten mit ungeöffneten Rechnungen unter dem Sofa gelagert, bis eines Tages der Gerichtsvollzieher vor der Tür stand. Und alles mitnehmen durfte, nur eben nicht den Fernseher, der rechtzeitig unterm Bett versteckt worden war, wobei sich sein flaches Erscheinungsbild durchaus als Vorteil erwies. Dass er da nicht lange blieb, muss wohl kaum noch erwähnt werden; wenn man sich schon das Sky-Abo von seinem Hartz4 abspart, dann will man auch was davon haben.

Ich selbst bin ja schon froh, dass ich seit einigen Wochen das Fernsehprogramm nicht mehr mit dem Opernglas verfolgen muss, sondern mein mikroskopisch kleines Einsteigermodell gegen ein größeres, jedoch immer noch Röhrenmodell einttauschte. Ein ungeheurer Fortschritt, wenn man bedenkt, dass meine Eltern seit Jahren mit einem Vorkriegsmodell der Firma Grundig Metz Vorlieb nehmen, auf dem das Bild nicht nur verschneit, sondern auch farblich völlig übersteuert daherkommt und der auf Finnisch mit ihnen kommuniziert, womit ich meine eigene Übertreibung das Alter des Geräts betreffend dummer Weise gleich wieder enttarnt habe.

Doch was wollte ich eigentlich sagen? Ach ja, es ging um die Möglichkeiten des Public Viewings an jeder Pommesbude. Während andere für das Fernsehen in Gesellschaft lieber hippe Biergärten oder ganze Fanmeilen aufsuchen, bin ich großer Fan dieser Alternative im trauten Kreis von seit morgens stark alkoholisierten Stammgästen, Kindern und Menschen, die wie ich nicht fünf Stunden vor Anpfiff bereits ein Handtuch in einer der Trendbars platzieren mochten. Eine Spießigkeit, die durchaus praktiziert wird im Prenzlauer Berg, wenn man nicht gleich Stühle mit Namensschildern versieht oder kleine Asiaten dafür bezahlt, bis kurz vor Anpfiff einen Sitz zu besetzten.

Vor dem Imbiss dagegen findet sich auch kurz vor knapp immer noch ein Platz, und die Freude an den abenteuerlichen Konstruktionen, mit denen man die Technik für alle gut zu sehen auf Brettern auf Kisten auf Tischen installiert hat, wird gleich mitgeliefert. Außerdem sind das Bier billig und die Anwesenden sehr expertenhaft (siehe Alkoholiker und Kinder). Nur essen sollte man da eben nichts.

  1. 27. Juni 2010

    […] Es ist viel los auf den Straßen, auch wegen “48 Stunden Neukölln” und wegen der WM. Ein neuer Simon-Dach-Kiez? Ich wäre ja mit daran schuld, glaubt man dem fragwürdigen Marketing […]

  2. 29. Juni 2010

    …der Genauigkeit halber: Metz bleibt immer noch Metz; etwas subtiler recherchieren, Madame! Im Übrigen: Wer hat schon einen Fernseher, der einem Finnisch – Ist „sila svuku“ tatsächlich der finno-ugrischen Sprachfamilie zuzuordnen? – beibringt?