Juliane Schader

Reiseland Schurkenstaat

Aus Gründen, die ich an dieser Stelle lieber nicht genauer erläutern möchte, besuchte ich vor einigen Tagen die Website der irakischen Botschaft. Die auf Anhieb bei mir punkten konnte mit dem hervorragenden Service, auf der Startseite ein täglich aktualisiertes Datum und alle wichtigen Ansprechpartner in einer übersichtlichen Grafik anzubieten:

Zielsicher, wie es meine journalistische Art ist, steuerte ich die FAQs an, um zu schauen, was die anderen so gefragt hatten, und erfuhr: Das Einzige, was Deutsche am Irak interessiert, ist ein Visum. Und das Einzige, was die Iraker im Gegenzug an den Deutschen interessiert, ist, ob sie ein Formular in Druckbuchstaben ausfüllen können, bei guter Gesundheit sind und über ausreichend finanzielle Mittel verfügen, um den Aufenthalt im Irak bezahlen zu können. Das Vorlegen einer Stange Zigaretten bei der Einreise dürfe dafür ausreichen, denke ich. Neben dem Begleichen der durch die Visaausstellung entstandenen Kosten:

Während man mit einem Visum für 100 Dollar auch tatsächlich einreisen darf, ist die 30-Dollar-Sparversion lediglich dafür geeignet, mit spektakulär aussehenden Stempeln auf billigem Papier im Freundeskreis zu prahlen, und für 40 Dollar darf man zwar normal einreisen. Eine normale Ausreise wird jedoch nicht garantiert (siehe gute Gesundheit und ausreichend finanzielle Mittel).

Um es nach dieser Lehre nicht bei oberflächlichem Wissen zu belassen, erkundigte ich mich gleich darauf nach den Einreisebedingungen für Afghanistan, wo man neben einem gültigen Reisepass lediglich belegen muss, dass man die Visumsgebühren – 30 Euro pro Monat Aufenthalt – gezahlt hat. Für Reisende wird wetterfeste Kleidung für extreme Temperaturen empfohlen; über 4000 Metern Höhe sei Leben quasi unmöglich. Der Hindukusch sei zwischen 5240 und 7500 Metern hoch.

Auch ein Kurztripp in den Iran lässt sich recht leicht realisieren: Die meisten ausländischen Staatsangehörigen (mit Ausnahme von zehn nicht weiter spezifizierten Ländern) können nach vorherigem Antrag auf Visaerlaubnis ihr Visum direkt an einem der zahlreichen iranischen Flughäfen mit klingenden Namen wie „Imam Khomeini”, „Mehrabad”, „Kish”, „Gheshm”, „Bushehr”, „Shiraz”, „Tabriz”, „Mashhad” oder „Chabahar” abholen. Journalisten sind von dieser Regelung ausgenommen; Ausländer, die ihre iranische Frau mitnehmen wollen, brauchen eine Heiratsurkunde, einen schriftlichen Antrag der Ehefrau – und den Besitznachweis einer Burka, nehme ich an.

Wie man genau an ein Visum nach Nord-Korea kommt, war leider nicht herauszufinden; ausländische Reisebüros sollen da mehr wissen. Dafür bietet das offizielle Internetportal des Landes die Abflugzeiten ab Beijing und den Hinweis, welche Arten von Tourismus es ihrer Meinung nach in Nord-Korea gibt: „viertägiger Tourismus von Pyongyang über Kaesong bis zum Gebirge Myohyang, fünftägiger Tourismus von Pyongyang über Kaesong, Nampho bis zum Gebirge Myohyang und achttägige Reise von Pyongyang über Gebirge Myohyang, Nampho und Wonsan bis zu Kaesong.“

Bliebe die Internetseite von Libyen, wo man gleich eine eigene Rubrik mit dem Titel „Wichtig“ eingerichtet hat, um mitzuteilen, dass man bei der Einreise mindestens 100 Dollar in bar dabei haben sollte. Außerdem sollte der Pass in arabischer Übersetzung vorliegen, und wer ein Visum oder auch nur einen Ein- oder Ausreisestempel aus Israel besitzt, kommt schon mal gar nicht rein.

Dafür nimmt man an anderer Stelle Rücksicht auf deutsche Befindlichkeiten, indem man die Bebilderung individuell gestaltet hat. Hier zunächst die deutsche Version:

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Und das arabische Original:

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Da fahre ich dann doch lieber in den Irak. Als freie Journalistin ist die finanzielle Situation zwar nie so berauschend, aber für eine landestypische Unterkunft im Erdloch wird es wohl reichen.