Juliane Schader

Money left to burn

Berlin hat ein kleines Geldproblem, aber das ist ja nichts Neues. Neu ist, dass ich weiß, woran es liegt – nämlich an einer Fototapete. 25.000 Euro hat sie gekostet und zierte vorübergehend die Wände des Deutschen Theaters, wo während der Sanierungsarbeiten 2008/2009 Asbest gefunden wurde. Was die Arbeiten verzögerte, was es unmöglich machte, die eigentlich als Wandschmuck vorgesehene Bespannung aus Seide rechtzeitig zur Wiedereröffnung anzubringen, was die Fototapete notwendig machte. Obwohl man frühzeitig mit Asbest hätte rechnen und das im Zeitplan hätte berücksichtigen können. Meint zumindest der Berliner Landesrechnungshof. Womit wir nach langer Vorrede endlich beim Thema sind.

Am Montag wurde der Jahresbericht 2010 des Rechnungshofes vorgestellt; 37 Millionen Euro hat man laut ihm in Berlin vergeudet, da man bei Dingen wie dieser Fototapete eben nicht sparfuchsig genug war. Oder seit Jahren Hausmeister übermäßig vergütet. 400.000 Euro sollen verprasst worden sein, weil man bei der Einordnung der Hausmeister in Tarifgruppen Schulformen nicht differenziert und Kuschelecken versehentlich als Unterrichtsräume berechnet habe, was natürlich einen ganz anderen Arbeitsaufwand voraussetze. Schließlich reicht bei einer herkömmlichen Klasse einmal kurz Durchfegen, während Kuschenecken mit Febreze und Duftbäumen versorgt werden wollen, nehme ich an. Und Hauptschüler machen einfach mehr kaputt als Grundschüler, die die für das Erstellen von Graffitis nötigen Schreibkenntnisse erst noch erlernen müssen.

Ebenfalls skandalös sind die bisher an der Deutschen Oper gewährten Lohnfortzahlungen im Gastierurlaubsfall – eine Geldverschwendung, der ich immerhin den neuen Begriff Gastierurlaub in meinem Wortschatz verdanke. Und neben der sich die 24 Millionen Euro, die durch Fehlbuchungen bei den Jobcentern zwischen 2005 und 2008 versandeten, sicher verschwindend gering ausmachen. Oder die Tatsache, dass bei der Technischen Universität niemand genau weiß, wie viele Werkstätten eigentlich so betrieben werden. Zwischen 120 und 150 sollen es wohl sein; welches technische Gerät dort steht, ist man sich auch nicht sicher. Aber ich weiß schließlich auch nicht genau, wie viele Wohnungen ich eigentlich gerade so unterhalte.

Meine liebste Geldvernichtungsmaschine ist aber die Kantine der Deutschen Klassenlotterie, die exklusiv für 190 Mitarbeiter betrieben wird und allein im letzten Jahr 300.000 Euro Verlust erwirtschaftete. Zum einen finde ich es schön, dass demnach Kantinenessen überhaupt etwas mit Geld zu tun hat – bislang dachte ich immer, das Kartoffenpü aus dem Päckchen stamme noch aus Wehrmachtsbeständen, und den traurigen Broccoli hätte man containert. Zum andern brachte mich diese Information überhaupt erst auf die Website der Klassenlotterie, wo man erfahren kann, dass die erste Berliner Stadtlotterie am 16. August 1945 durch die Alliierte Kommandantur genehmigt wurde – für die Lizenzierung von Zeitungen hatte man zu diesem Zeitpunkt in Berlin noch keine Zeit. Neun Tage später folgte die erste Ziehung, zu gewinnen gab es  352.946,80 Reichsmark. Zu kaufen gab es davon nichts.

Ich glaube, um die finanzielle Zukunft dieser Stadt braucht man sich doch keine Gedanken zu machen.