Juliane Schader

Verlängerte Eröffnungszeiten

Ich kann nicht glauben, dass sich ernsthaft jemand darüber wundert, dass sich diese Sache mit dem Flughafen nun um ein paar unmaßgebliche Wochen verzögert. Jedem, der schon mal eine Berliner Baustelle gesehen hat, wo traditionell drei Bauarbeiter einem vierten beim Baggerfahren zusehen, hätte das klar sein müssen. Auch andere Gewerke haben alles, außer Ahnung. Und ja, ich weiß, wovon ich sprechen: Bei mir war gestern Nachmittag ein Mensch in Blaumann, um die neue Therme zu reparieren.

Womit wir schon eins der größten Probleme umrissen hätten: Die frisch eingebaute Gastherme ist kaputt. Sie macht Geräusche, laute Geräusche, und ohne hier zu sehr auf die detaillierte Funktionsweise einer solchen Anlage eingehen zu wollen, in die ich mir dank des Internets mittlerweile einen gewissen Einblick verschaffen konnte: Nein, das Geräusch sollte nicht sein, und ja, das schöne Wort Heizkreispumpe spielt dabei eine zentrale Rolle.

Nur drei Wochen, nachdem die Hausverwaltung von dem Problem erfuhr, hatte sie schon die für den Einbau verantwortliche Firma informiert, die wiederum sieben Tage brauchte, um sich dazu durchzuringen, sich den Schaden mal anzusehen. Gestern war es dann so weit, und ich hatte mir zur Feier des Tages den Nachmittag freigeschaufelt, um den netten Blaumannträger auch reinlassen zu können. Eine völlige Fehlinvestition, wie mir schon kurz nach dessen Eintreffen klar wurde, als er die Begrüßungsformel mit dem Satz beendete: „Und das ist die Therme? So ein Modell habe ich noch nie gesehen.“

Hervorragend. Im Laufe der nächsten zehn Minuten stellte sich dann noch heraus, dass der Herr mehr oder weniger flüssig aus Bedienungsanleitungen vorlesen kann, während er mir das Lesen und Verstehen derartiger Texte nicht zutraut. Zudem ist er in der Lage, per Handy Kollegen zu konsultieren, die entweder um kurz nach drei schon Feierabend oder auch keine Ahnung haben. „Man kann ja nicht alles wissen“, waren die Worte, mit denen er sich verabschiedete. Ganz recht, warum sollte man als Berliner Firma bei der Ansage „Therme XY der Firma Z hat ein Problem mit der Heizkreispumpe“ auch einen Mitarbeiter schicken, der sich mit sowas auskennt.

Was uns zurück zu Flughafen bringt und der Tatsache, dass Berliner Handwerker eben nicht alles wissen können. Erst recht nicht, dass diese Riesenbaustelle schon Anfang Juni fertiggestellt sein sollte. Das hatte ihnen vermutlich keiner gesagt, außerdem stand es nicht in der Bedienungsanleitung, und überhaupt, es ist schon halb zehn, Zeit für das dritte Frühstück. Denn das ist das einzige, was garantiert pünktlich erfolgt.

Womit wir zum Schluss und zum versöhnlichen Fazit des Ganzen kommen: Für die Flughafenbetreiber und alle anhängenden Unternehmen ist diese Verschiebung natürlich ein herber Schlag. Aber man denke nur an die Mettbrötchenfertigenden Betriebe. Die machen nun endgültig das Geschäft ihres Lebens.

  1. 11. Mai 2012

    […] voller Experten, Tüftler und Großgeister, aber irgendwie haben wir zum Denken keine Zeit mehr: Verlängerte Eröffnungszeiten. Eigentlich schade, oder? Aber warum eigentlich? Beschäftigen wir uns mit mehr als wir vertragen? […]