Juliane Schader

Gerümpulus, der Gott des Kellers

In anderen Städten gibt es die Sperrmüllabfuhr, in Berlin gibt es den Keller. Den Hof. Den Hausflur. Oder auch einfach die Straße. Wer sein Gewissen erleichtern möchte, klebt noch einen Zettel „zu verschenken“ dran, und dann ab mit der grifflosen Kommode vor die Wohnungstür.

Mich persönlich nervt das in der letzten Zeit vor allem, da seltsame Brandstifter es als ihr Erfolgsgeheimnis entdeckt haben, eben dieses unbrauchbare gebrauchte Gerümpel anzuzünden, aus Gründen, die sich wohl keinem Menschen mit Verstand erschließen. Meine Hausverwaltung hat dem Ganzen aber schon viel früher den Kampf angesagt, und zwar nicht einfach mit wüsten Beschimpfungen und bösen Drohungen, sondern, wie man es von jedem guten Sozialpädagogen lernt, mit einem guten Beispiel voran:

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Alte Römer, Götter, roter Backstein und ein Appell an den Gemeinsinn, wer würde sich von dieser Kombination nicht auch sofort überzeugen lassen, dass man das alte Kinderbett vielleicht doch besser per Kleinanzeige verscherbeln sollte, statt es einfach wochenlang neben den Briefkästen abzustellen? Einziges Problem: Offenbar hat die Hausverwaltung in ihrer Begeisterung für römische Keller vergessen, mal die Berliner Version zu betreten. Ansonsten wüsste sie wohl von dem gestampften Lehmboden, den dank der 98-prozentigen Luftfeuchtigkeit angelaufenen Verschlägen, den mumifizierten Ratten, dem von Spinnweben auf ein Minimum gedämpften Licht und der großzügigen Deckenhöhe von 1 Meter 20. Und dass man Götter und Keller in Berlin nur in einem einzigen Fall in Zusammenhang bringen kann, nämlich: Oh Gott, hast Du den Keller gesehen?

Aber vielleicht können wir einen Deal machen: Die Hausverwaltung kleidet den Keller mit feinem Backstein aus und sogt auch für die Einrichtung von „Nischen zur Aufnahme von Götterbildern“. Und wir Mieter plakatieren in eben diesen heidnische Götzen wie Justin Bieber, Klaus Wowereit oder die Simpsons und entsorgen unser Gerümpel in Zukunft an anderen Orten. Noch ist das Dachgeschoss schließlich nicht ausgebaut.

  1. 11. August 2011

    Ach schau her: das ist der römische Keller den sie hier in unserer Gemeinde ausgebuddelt haben und der im Römermuseum Stettfeld ausgestellt ist 🙂